Indiens Bundesstaaten auf dem Weg zur Elektromobilität

22. Januar 2025. Eine Studie des Thinktanks Agora Verkehrswende zeigt am Beispiel von Maharashtra, wie indische Bundesstaaten günstige Rahmenbedingungen für Elektromobilität schaffen und damit die Klima- und Industriepolitik der nationalen Regierung flankieren. Mit einer neu entwickelten Analysesystematik wurden die bisher ergriffenen politischen Maßnahmen ausgewertet und Möglichkeiten für die weitere Ausgestaltung formuliert. 

Demnach könnten längerfristige Ziele der Wirtschaft mehr Planungssicherheit geben. Zudem wäre es für die Transformation der Fahrzeugindustrie nützlich, die Aspekte Rohstoffe, Lieferketten und Kreislaufwirtschaft stärker in den Blick zu nehmen. Wichtig für einen klimaneutralen Straßenverkehr sei schließlich der Ausbau der Stromnetze sowie der Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien. 2021 verabschiedete Maharashtra eine eigene Strategie, um die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen stärker zu fördern. Die Entwicklung werde maßgeblich davon abhängen, wie die aus den Wahlen im November hervorgegangene neue Regierung des Bundesstates das Thema Elektrifizierung weiterverfolgt.

Die Transformation zur Elektromobilität ist laut Studie für Indien nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz sondern auch ein Schlüssel für den sozial und ökologisch nachhaltigen Umbau der Wirtschaft. „Die aktuelle Stagnation auf dem deutschen Markt zeigt, wie wichtig eine umfassende Analyse für die Ausgestaltung eines ganzheitlichen Politikrahmens ist – quasi als Karte und Kompass für den schnellen Hochlauf der Elektromobilität“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. 

Maharashtra: Wirtschaftlich bedeutender Bundesstaat mit starker Fahrzeugindustrie

Mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von über sechs Prozent seit 2021 und der mit 1,4 Milliarden Menschen größten Bevölkerung der Welt spielt Indien eine zentrale Rolle auf dem Weg zur globalen Klimaneutralität. Indien hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2070 klimaneutral zu sein. Die Pro-Kopf-Emissionen sind in Indien zwar niedriger als in jedem anderen G20-Land, haben aber in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Verkehrssektor haben sich die klimaschädlichen Emissionen seit 1990 mehr als vervierfacht. 

Maharashtra wurde für die Fallstudie ausgewählt, weil der Bundesstaat mit einer Bevölkerung von 120 Millionen Menschen wirtschaftlich besonders bedeutend ist und bereits Schritte zur Elektrifizierung des Straßenverkehrs unternommen hat. Mit 13 Prozent hat der Bundesstaat den größten Anteil an der nationalen Wirtschaftsleistung. Zahlreiche Fahrzeughersteller produzieren in Maharashtra: von Tata, Mahindra und Bajaj bis Mercedes Benz, Volkswagen und Fiat. Mit über 37 Millionen registrierten Fahrzeugen verfügt Maharashtra über die größte Fahrzeugflotte Indiens. Auch bei den Neuzulassungen liegt der Bundesstaat mit rund zwei Millionen pro Jahr vorn; der überwiegende Teil davon sind motorisierte Zweiradfahrzeuge. 

Die Studie entstand im Austausch mit dem staatlichen indischen Thinktank für Transformationsfragen NITI Aayog (National Institution for Transforming India), der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und dem International Council on Clean Transportation (ICCT). Finanziert wurde sie im Rahmen des Kooperationsprojekts „NDC Transport Initiative for Asia“ durch die Internationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Hinweise für Redaktionen

Die englischsprachige Studie mit dem Titel „Mapping electric vehicle policy for Indian states. Assessing prospects for state electric vehicle policies based on the example of Maharashtra” steht kostenlos zum Download zur Verfügung unter www.agora-verkehrswende.org/publications/mapping-electric-vehicle-policy-for-indian-states. 

Weitere Informationen zum NDCTIA-Projekt: www.ndctransportinitiativeforasia.org/.