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Philipp Prein
Leiter Kommunikation
Internationale Experten sehen Verkehrspolitik weltweit noch nicht auf Klimakurs
Studie von Agora Verkehrswende, GIZ und Weltwirtschaftsforum zeigt, wie wichtig gemeinsames globales Handeln bei der Verkehrspolitik ist, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Weltweit sind neue Technologien und Mobilitätskonzepte, aber auch strengere Regulierungen für Kraftstoffe und Fahrzeuge sowie Verhaltensänderungen gefragt.
8. Oktober 2020. Im Verkehr sind weltweit deutlich mehr Anstrengungen notwendig, um dem Pariser Klimaabkommen nachzukommen und Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Dies geht aus einer Umfrage unter 346 internationalen Expertinnen und Experten aus 56 Ländern hervor, die der Thinktank Agora Verkehrswende, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und das Weltwirtschaftsforum im Auftrag des Auswärtigen Amts durchgeführt haben.
Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen können sich demnach nur rund ein Drittel der Befragten vorstellen, dass der Transport von Personen und Gütern im Jahr 2050 keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen wird. Eine der größten Herausforderungen sehen die Expertinnen und Expeten darin, die bisher auf fossile Technologien ausgerichteten Rahmenbedingungen für den Verkehr weltweit zu verändern. Anreizprogramme für umweltfreundliche Technologien allein würden nicht reichen, um den globalen Verkehr auf Klimakurs zu bringen, so die Befragten. Als effektivste regulatorische Maßnahmen gelten in ihren Augen eine Bepreisung von CO2 und strengere Vorgaben, die den Ausstieg aus fossilen Kraftstoffen wie Benzin, Diesel und Kerosin forcieren.
Potenziale für Wirtschaft und wirtschaftliche Zusammenarbeit
Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende, sagte bei der Vorstellung der Ergebnisse: „Der Verkehrssektor ist eine der größten Baustellen im internationalen Klimaschutz. Die Herausforderung liegt weniger im Wissen als im politischen Handeln. Die von uns befragten Expertinnen und Experten aus aller Welt sind sich in vielen Dingen einig – vor allem darin, dass die Politik die Weichen stellen muss, damit der Strukturwandel gelingt und Planungen und Investitionen in klimaneutrale Technologien sich auszahlen. In den marktbestimmenden Regionen der Welt bahnen sich große Veränderungen an: Die EU forciert den Green Deal, China verspricht eine Verschärfung seines Klimaziels, Kalifornien will ab 2035 den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen verbieten, die USA könnten sich unter einem demokratischen Präsidenten wieder dem internationalen Klimaschutz anschließen. Daraus lässt sich eine klare Ansage für die Wirtschaft ableiten: Nur die Geschäftsmodelle, die mit den Zielen von Paris vereinbar sind, haben eine Zukunft.“
Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der GIZ, betonte im Vorfeld der Veröffentlichung: „Internationale Zusammenarbeit ist ein Schlüssel, damit weltweit eine klimafreundliche Verkehrswende gelingen kann. Nur wenn wir global gemeinsam handeln, werden wir die Pariser Klimaziele erreichen. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass es möglich ist, in kurzer Zeit rund um den Globus Prioritäten neu zu setzen, schnell zu handeln und das Verhalten vieler zu ändern. Die weltweiten Anstrengungen zur Wiederbelebung der Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie bieten die Chance, den Klimaschutz auch im Verkehr voranzubringen.“
Globale Verkehrswende erfordert massiven Ausbau von Wind- und Solarstrom
Strom aus Wind- und Sonnenenergie ist in den Augen der Expertinnen und Experten der Energieträger der Zukunft im Verkehr. Im Personen- und Güterverkehr an Land werde der Strom vor allem direkt genutzt werden, über Batterien oder Oberleitungen. Bei Schiffen und Flugzeugen sind die Befragten hingegen skeptisch, ob die Umstellung von fossilen auf strombasierte Antriebe bis zur Mitte des Jahrhunderts gelingen kann. Um Klimaneutralität zu erreichen, müsse deshalb nach Einschätzung der Studienautorinnen und -autoren von Agora Verkehrswende, GIZ und Weltwirtschaftsforum die Erzeugung von erneuerbarem Strom weltweit massiv ausgebaut und die Etablierung von strombasierten synthetischen Kraftstoffen im Schiffs- und Flugverkehr beschleunigt werden.
Den befragten Expertinnen und Experten zufolge müssten vor allem Länder und Regionen, deren Wirtschaft auf den Export fossiler Rohstoffe oder Verbrennerfahrzeuge ausgerichtet ist, sich umorientieren und den Strukturwandel vorantreiben. Dazu gehören in den Augen der Befragten Russland, Saudi Arabien, China, die USA und Deutschland. Umgekehrt könnten vor allem die Länder und Regionen profitieren, die bisher auf den Import fossiler Rohstoffe angewiesen sind.
Zur Studie „Transport for under two degrees – the way forward”
Agora Verkehrswende, GIZ und Weltwirtschaftsforum haben die Studie im Auftrag des Auswärtigen Amts erarbeitet. Das Ziel der Studie war, die wichtigsten Herausforderungen für eine globale Verkehrswende zu ermitteln und damit eine Entscheidungsgrundlage für Politik und internationale Zusammenarbeit zu liefern. Befragt wurden von März 2018 bis Februar 2020 insgesamt 346 Verkehrsexpertinnen und -experten aus 56 Ländern.
Die Studie „Transport for under two degrees – the way forward. 10 Key insights for the decarbonisation of the transport sector“ steht unter www.t4under2.org kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung, als Kurzfassung (Policy Brief, 11 Seiten) und Langfassung (Global Foresight Study, 77 Seiten).
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