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Format
Meldung
Date
29. August 2019

Elektrische Leihtretroller: Mikromobilität mit Potenzial

Gemeinsame Handlungsempfehlungen des Deutschen Städtetages, des Städte- und Gemeindebundes und von Agora Verkehrswende.

Elektrische Tretroller können einen Beitrag zur nachhaltigen städtischen Mobilität leisten. Voraussetzung dafür ist die Zusammenarbeit zwischen kommunalen Akteuren und den Anbietern von E-Tretrollern. Sie sollte das Ziel haben, die E-Tretroller geordnet in den Stadtverkehr zu integrieren und so das städtische Mobilitätsangebot zu erweitern. Die E-Tretroller sollten „als Chance“ und nicht nur als Problem verstanden werden, heißt es in einer Handreichung für Kommunen, die Agora Verkehrswende gemeinsam mit dem Deutschen Städtetag (DST) und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) ausgearbeitet und in Berlin vorgestellt hat. Das Papier dient auch dazu, den Kommunen Orientierung zu geben bei der Umsetzung des Memorandum of Understanding, das die kommunalen Spitzenverbände Anfang der Woche mit vier großen Anbietern von E-Tretrollern vereinbart haben.

„Bisher scheinen die E-Tretroller oft nur ein hippes Touristenspektakel zu sein, dessen Schattenseiten für negative Schlagzeilen sorgt“, sagt Christian Hochfeld, Direktor des Thinktank Agora Verkehrswende. Sie könnten aber auch zu einem ernstzunehmenden Mobilitätsbaustein in Städten und Gemeinden entwickelt werden, gerade für kürzere Einwegfahrten und in Verbindung mit dem ÖPNV. Die Kommunen sollten deshalb jetzt versuchen, „die Leihangebote so zu regulieren, dass schwächere Verkehrsteilnehmer nicht beeinträchtigt werden und die E-Tretroller zu einer Facette der Mobilitätswende werden“, so Hochfeld.

Ziel von Vereinbarungen zwischen Kommunen und Leihrolleranbietern sollte es unter anderem sein, Parkierungsanlagen für Leihroller einzurichten, Sperrzonen für das Parken von und das Befahren mit Leihrollern auszuweisen und ein zuverlässiges Beschwerdemanagement zu gewährleisten. „Gemeinsam mit den Anbietern sollten die Kommunen Reaktionszeiten für die Beseitigung von Rollern festlegen, die falsch abgestellt, umgeworfen oder beschädigt wurden“, heißt es in der Handreichung. Dafür sollten die Kontaktdaten der Anbieter auf den Leihrollern klar ersichtlich sein.

Außerdem sollten Kommunen, Leihrolleranbieter und ÖPNV-Unternehmen gemeinsam daran arbeiten, die Kombination von Leihrollern und dem ÖPNV preislich attraktiv, komfortabel und für einen möglichst großen Teil der Bevölkerung zugänglich zu machen. Schließlich ist auch die Infrastruktur für Fahrräder und E-Tretroller in punkto Umfang, Qualität und Sicherheit massiv auszubauen - „auch unter Inanspruchnahme von bisher dem Kfz-Verkehr vorbehaltenen Verkehrsflächen“, so das Papier.

E-Tretroller sind im Vergleich zu anderen motorisierten Fahrzeugen besonders effizient. Ein durchschnittlicher Pkw legt mit der Energiemenge von einer Kilowattstunde eine Strecke von rund zwei Kilometern zurück, ein Elektro-Tretroller kommt mit der gleichen Energiemenge mehr als vierzigmal so weit. Jede auf einen Roller verlagerte Pkw-Fahrt führt also zu erheblichen Energieeinsparungen.

Sparsam sind die E-Tretroller auch bei der Emission von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2); beim gegenwärtigen deutschen Strommix emittieren sie knapp 5 Gramm pro Kilometer. Berücksichtigt werden müssen darüber hinaus allerdings auch die mit der Batterie- und Aluminiumherstellung verbundenen Emissionen und die Emissionen, die beim Sammeln, Warten, Laden und Aufstellen der elektrischen Kleinstfahrzeuge entstehen. Schließlich ist auch die Lebensdauer der E-Tretroller für ihre Umwelt- bzw. Klimabilanz nicht zu vernachlässigen. In dieser Hinsicht zeichnen sich bei der neuesten, speziell für den Sharing-Einsatz konzipierten Roller-Generation bereits deutliche Verbesserungen ab.

Ob und wie klimaverträglich die Fahrzeuge unterm Strich sind, hängt aber entscheidend davon ab, welche Anteile von welchem Verkehrsträger auf die Elektro-Tretroller verlagert werden. Ersetzen sie die Pkw-Nutzung bewirken sie positive Effekte, substituieren sie hingegen vorrangig Fuß- und Radwege steht ihr verkehrlicher und ökologischer Nutzen infrage. Wegen ihrer großen Effizienzvorteile im Vergleich zu Pkw kann bereits die Verlagerung vergleichsweise weniger Pkw-Wege auf die Roller per Saldo zu CO2-Einsparungen führen.

Für Deutschland gibt es bisher keine empirischen Erkenntnisse. Internationale Erfahrungen und Untersuchungen deuten darauf hin, dass Fußwege die mit E-Tretrollern am häufigsten ersetzten Wege sind, dass allerdings gleichzeitig ein Potenzial zur Substitution von Pkw-Wegen besteht. Kurzfristig könnten vor allem Wege mit gemeinschaftlich genutzten Pkw ersetzt werden, zum Beispiel free-floating Carsharing. Ob die Roller langfristig auch Wege mit privaten Pkw ersetzen können, hängt nicht nur von der Qualität und Ausgestaltung der Leihangebote ab, sondern auch von den verkehrspolitischen Rahmenbedingungen.

„Nur wenn das private Auto in den Städten seine wahren Kosten zu tragen hat, werden neue Mobilitätsdienstleistungen wie Elektroleihroller eine Chance haben, positive Wirkungen entfalten zu können“, sagt Christian Hochfeld. „Diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen. Es wäre ein Beitrag zum Klimaschutz – und zu dem Bemühen, unsere Städte lebenswerter zu machen.“

Die Publikation mit dem Titel „E-Tretroller im Stadtverkehr – Handlungsempfehlungen für deutsche Städte und Gemeinden zum Umgang mit stationslosen Verleihsystemen“ steht auf unserer Website kostenlos zum Download zur Verfügung.

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