- Autor:innen
- Joanna Gubman, Alexander Jung, Thomas Kiel, Jan Strehmann
- Publikationsnummer
- 27-2019-DE
- Versionsnummer
- 1.0
- Veröffentlichungsdatum
-
26. August 2019
- Seitenzahl
- 46
- Zitiervorschlag
- Agora Verkehrswende (2019): E-Tretroller im Stadtverkehr – Handlungsempfehlungen für deutsche Städte und Gemeinden zum Umgang mit stationslosen Verleihsystemen
- Projekt
- Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Elektrische Leihtretroller: Mikromobilität mit Potenzial.
Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch
E-Tretroller im Stadtverkehr
Handlungsempfehlungen für deutsche Städte und Gemeinden zum Umgang mit stationslosen Verleihsystemen
Einleitung
Grundsätzlich können Verleihsysteme mit E-Tretrollern insbesondere für kürzere Einwegfahrten eine sinnvolle Ergänzung zu einem nachhaltigen urbanen Mobilitätssystem darstellen und gemeinsam mit dem ÖPNV, nichtmotorisierten Verkehr und anderen Mobilitätsdienstleistungen die Optionenvielfalt abseits vom privaten Pkw erhöhen. Dafür sollten sie auf kommunaler Seite strategisch und planerisch berücksichtigt, integriert betrachtet und eng mit dem öffentlichen Personennahverkehr verzahnt werden – denn als alleinstehendes Angebot werden sie es schwer haben, einen nennenswerten Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten. Gleichzeitig gilt: Nur wenn das private Auto in den Städten an Attraktivität verliert, werden neue Mobilitätsdienstleistungen wie Elektroleihroller eine Chance haben, positive Wirkungen entfalten zu können. Die Inanspruchnahme der Radinfrastruktur durch Elektrokleinstfahrzeuge verstärkt zudem den Druck, umfassend in zusätzliche und bessere Radwege in den Städten und Gemeinden zu investieren. Der Umbau des Verkehrssystems stellt hierbei eine umfassende Aufgabe dar, welche die Kommunen nur zusammen mit Bund und Länder bewältigen können.
Trotzdem können die E-Tretroller auch zu Problemen in den Städten führen. Der Leihrollermarkt wächst schnell, der Konkurrenzdruck ist hoch, die Anbieter ringen um Sichtbarkeit in den Städten, in nachfragestarken Bereichen kommt es zur Überlastung des Stadtraums. Gleichzeitig sind in peripheren Stadtgebieten sowie in kleineren Städten oft keine Leihrollerangebote verfügbar. Gerade dort, wo die Leihroller den ÖPNV stärken könnten, fehlt das Angebot. Auch vor dem Hintergrund der Entwicklung stationsloser Leihfahrradsysteme zeichnet sich daher ab, dass ein steuerndes Eingreifen der Kommunen erforderlich ist, um die Leihroller geordnet in den Stadtverkehr integrieren und ihre Potenziale zukünftig nutzen zu können.
Allerdings bewegen sich die Kommunen bei der rechtlichen Einordnung von Sondernutzung und verschiedenen Kooperationsformen mit den Leihanbietern auf juristisch schwierigem Terrain. Trotzdem sollten sie in engem Dialog mit den Anbietern Regeln und Leitlinien für den Betrieb stationsloser Leihroller aufstellen und Vereinbarungen für deren Einhaltung treffen. Gleichzeitig sollten auf kommunaler Seite auch konkrete Maßnahmen für einen stadtverträglichen Betrieb von Leihrollersystemen umgesetzt werden. So sollten etwa Parkbereiche für stationslose Leihfahrräder und -roller bei der Umverteilung der kommunalen Verkehrsflächen Berücksichtigung finden und die Infrastruktur für Fahrräder und E-Tretroller ausgebaut und verbessert werden. Eine formelle Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und Leihanbietern könnte darüber hinaus dazu beitragen, die Leihrollerangebote zukünftig auch in der Fläche verfügbar zu machen und gerade dort stärker mit dem ÖPNV zu verknüpfen.
Die Handlungsempfehlungen des Deutschen Städtetags (DST), des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) und der Agora Verkehrswende sollen einen Überblick über die ersten vor allem internationalen Erfahrungen mit elektrischen Leihtretrollern vermitteln, Chancen und Herausforderungen für Deutschland abwägen und Hinweise für die Planungs- und Regulierungspraxis in deutschen Städten und Gemeinden geben. Das übergeordnete Ziel der Handlungsempfehlungen besteht nicht nur darin, eine Grundlage für einen Kompromiss aus Kommunal-, Wirtschafts- und Bürgerinteressen zu liefern, sondern gleichzeitig einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion um E-Leihroller zu leisten.
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Bibliographische Daten
Grafiken aus dieser Publikation
Wesentliche Inhalte der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV)
Von E-Tretroller im Stadtverkehr auf Seite 1
E-Tretroller-Sharing in Deutschland (Stand: 26.8.2019)
Von E-Tretroller im Stadtverkehr auf Seite 2
Projektleitung
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Alexander Jung
Projektleiter Neue Mobilität (bis Februar 2020)