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Format
Analyse
Date
14. März 2024

16 Schaltstellen für die Mobilität von morgen

Wie die Bundesländer ihre Handlungsspielräume in der Verkehrspolitik für mehr Lebensqualität, soziale Teilhabe und Klimaschutz nutzen können

Einleitung

Wenn es darum geht, Mobilität in Deutschland attraktiv, sozial gerecht und klimaneutral zu gestalten, fällt der Blick meist auf den Bund und die Kommunen. In dieser Analyse haben wir uns die Rolle der Bundesländer in der Verkehrspolitik genauer angeschaut. In einem ersten Teil klären wir grundsätzliche Fragen wie: Welche formalen Kompetenzen haben die Länder im Unterschied zu den Kommunen und dem Bund? Wie steht es mit der Vergleichbarkeit verschiedener Bundesländer? Wie sind die für Verkehr und Klimaschutz zuständigen Ressorts in den 16 Bundesländern strukturiert?

Für den zweiten Teil haben wir anhand von Interviews mit Expert:innen Erfahrungen aus sechs Bundesländern zusammengetragen: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die Beispiele sind nicht nach Qualitätskriterien ausgewählt, sondern sollen ein möglichst breites Bild der Länderpraxis vermitteln und erprobte Handlungsmöglichkeiten für klimawirksame Maßnahmen im Bereich Verkehr und Mobilität dokumentieren. Auf Basis dieser Gespräche und Analysen haben wir zusammenfassend Handlungsempfehlungen und Hinweise für Bundesländer abgeleitet.

Kernergebnisse

  1. Die Bundesländer können viel zum Gelingen der Verkehrswende beitragen und damit die Lebensqualität in Deutschland verbessern und den sozialen Ausgleich fördern.

    Vor allem in drei Bereichen haben die Länder Gestaltungsspielraum: 1. Entwicklung eines flächendeckenden, leistungsfähigen Umweltverbunds (Fuß, Fahrrad, ÖPNV, geteilte Mobilität) mit einer Mobilitätsgarantie im öffentlichen Verkehr; 2. Aufbau einer landesweit vernetzten, hochwertigen Fahrradinfrastruktur; 3. Förderung der Elektromobilität.

  2. Erfolgreich sind die Bundesländer vor allem dann, wenn sie ihr Vorgehen sorgfältig planen, koordinieren und auswerten sowie bei Bedarf nachsteuern.

    Dazu gehört, sachlich begründete, rechtlich verbindliche und messbare Ziele zu definieren und sie in Gesetzen und Strategien festzuschreiben. Zum Erreichen der Ziele müssen effektive Instrumente und Maßnahmen ausgearbeitet und die Fortschritte anhand von aussagekräftigen Indikatoren beobachtet werden. Zeichnet sich ab, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, wird das Vorgehen angepasst, um wieder auf Zielkurs zu kommen.

  3. Großen Einfluss auf den Erfolg haben Bundesländer außerdem durch klare Kommunikation, effiziente Verwaltungsstrukturen und eindeutige Zuständigkeiten.

    Die verantwortliche Administration sollte nach innen und außen vermitteln können, warum die Ziele und Maßnahmen sinnvoll sind und welche Vorteile diese für das Gemeinwohl und einzelne Interessengruppen bringen. Weil in der Verkehrswende viele Ressorts zusammenwirken müssen, braucht es darauf ausgerichtete Abläufe und Personalressourcen. Horizontale Strukturen, die Ressorts auf gleicher Hierarchieebene verbindlich zusammenbringen, haben sich dabei als hilfreich erwiesen. Gleichzeitig sollte auf allen Ebenen klar kommuniziert werden, wo die Länder eigenständig handeln können und wie sie in den Themenbereichen verfahren, in denen Bund oder Kommunen die Hauptakteure sind.

  4. Die Bundesländer sind in ihrer Verkehrspolitik teilweise von Entscheidungen der Bundesebene abhängig; sie haben aber auch Spielräume, diese zu beeinflussen und zu ergänzen.

    So entscheidet der Bund zum Teil darüber, welche Mittel den Ländern zur Verfügung stehen, um im eigenen Wirkungsbereich zu bundesweiten verkehrspolitischen Zielen beizutragen, zum Beispiel über die Regionalisierungsmittel. Diese stammen aus Steuereinnahmen des Bundes und sollen in den Ländern den Schienenpersonennahverkehr und das Deutschlandticket mitfinanzieren. Wollen die Länder Entscheidungen des Bundes mitgestalten, müssen sie in der Verkehrsministerkonferenz und im Bundesrat möglichst geschlossen auftreten.

  5. Die Bundesländer können die Kommunen bei der Verkehrswende vielseitig unterstützen.

    Das Konnexitätsprinzip besagt, dass die Bundesländer zur Finanzierung kommunaler Mehrkosten verpflichtet sind, die durch gesetzliche Vorgaben auf Landesebene entstehen. Unabhängig von dieser Regelung befähigen die Länder Kommunen jedoch über eigene Finanzierungsgesetze und -programme, mit konkreten Maßnahmen innerhalb eines vom Land definierten Rahmens zu strategische Zielen beizutragen. Wichtig sind dafür auch Standards im Landesbaurecht oder die Ausgestaltung von Parkgebührenverordnungen. Angebote der Länder wie Förderberatungen, Leitfäden, Arbeitshilfen und Netzwerke helfen, informieren und motivieren bei der kommunalen Arbeit für die Verkehrswende.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Dr. Philine Gaffron
Publikationsnummer
108-2024-DE
Versionsnummer
1.0
Veröffentlichungsdatum

14. März 2024

Seitenzahl
59
Zitiervorschlag
Agora Verkehrswende (2024): 16 Schaltstellen für die Mobilität von morgen. Wie die Bundesländer ihre Handlungsspielräume in der Verkehrspolitik für mehr Lebensqualität, soziale Teilhabe und Klimaschutz nutzen können.
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Handlungsmöglichkeiten der Bundesländer für die Verkehrswende.

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