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Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch

Format
Diskussionspapier
Date
22. November 2022

Kapital für den Wandel der Automobilindustrie

Wie Investoren und Banken eine Führungsrolle beim Erreichen der Pariser Klimaziele im Automobilsektor übernehmen können

Einleitung

Für die Dekarbonisierung der Automobilindustrie sind große Investitionen notwendig. Hersteller und Zulieferer sind bei der Finanzierung insbesondere auf Investoren und Banken angewiesen. Diese wiederum haben ein wirtschaftliches Interesse daran, ihre Investitionen gegen Risiken abzusichern. Klimarisiken spielen dabei zunehmend eine Rolle. Am Klimaschutz orientierte Kapitalgeber können somit entscheidend dazu beitragen, die Dekarbonisierung von Automobilunternehmen zu beschleunigen. Gleichzeitig bieten nur Automobilunternehmen, deren Geschäftsmodelle und Strategien mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens konsistent sind, Investoren und Banken Schutz vor klimabedingten Risiken.

Wie können also Investoren und Banken eine Führungsrolle beim Erreichen der Pariser Klimaziele im Automobilsektor übernehmen? Mit diesem Diskussionspapier legen wir den Fokus auf das Potenzial von Investoren und Banken, eine Führungsrolle bei der Dekarbonisierung der Automobilindustrie zu übernehmen. Das Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) hat dazu im Auftrag von Agora Verkehrswende erste Ansätze entwickelt, wie dieses gehoben werden kann.

Kernergebnisse

  1. Investoren und Banken haben das Potenzial und das ökonomische Interesse, bei der Transformation der Automobilindustrie eine Führungsrolle zu übernehmen.

    Kapitalgeber investieren dort, wo sie gewinnbringende Geschäftsmodelle mit möglichst geringen Risiken sehen. Klimaschutz gewinnt dabei als Bewertungskriterium an Bedeutung. Das gilt nicht zuletzt für die Automobilindustrie, deren Produkte bisher stark zur Erderhitzung beitragen. Für die Transformation der Automobilindustrie sind große Mengen an privatem Kapital notwendig. Deshalb können Kapitalgeber, die ihre Investitionen gegen Klimarisiken absichern wollen, einen großen Einfluss ausüben und die Transformation im Automobilsektor beschleunigen.

  2. Die Politik schafft die Grundlage dafür, dass Investoren und Banken ihre Führungsrolle ausfüllen ­können, indem sie Automobilunternehmen zur Klimaberichterstattung verpflichtet.

    Das Pariser Klimaabkommen erhöht zusehends den Druck auf Politik und Finanzmarktregulierung, Märkte in Richtung Klimaschutz zu bewegen. Ein wichtiges Instrument sind Vorgaben für die Berichterstattung von Unternehmen. Aus den Berichten geht in Zukunft hervor, ob das Geschäftsmodell und die Strategie eines Unternehmens den Anforderungen des Pariser Klimaabkommen gerecht werden. Über die Berichtspflicht hinaus entwickelt die Politik klimaorientierte Rahmenbedingungen, um langfristige Planungs- und Investitionssicherheit für alle relevanten Akteure zu schaffen.

  3. Automobilunternehmen berichten transparent über die Klimaorientierung ihres Geschäftsmodells und sichern sich damit den Zugang zu Kapital.

    Die klimapolitischen Anforderungen an Automobilunternehmen steigen weltweit – allerdings nicht überall im selben Tempo. Um sich vor diesen regulatorischen Risiken zu schützen und auch langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, richten sich Automobilunternehmen frühzeitig am Pariser Klimaabkommen aus. Ihre Strategien und Maßnahmen bereiten sie transparent auf. In der Risikoanalyse führen sie nachhaltigkeitsbezogene und finanzielle Faktoren zusammen. Auf Basis dieser Informationen können Kapitalmärkte ihre Investitionen gezielt in klimagerechte Geschäftsmodelle lenken. Zugang zu Kapital ist für Automobilunternehmen nur noch mit transparenter Klimaberichterstattung möglich.

  4. Ratingagenturen bewerten anhand der Unternehmensberichte, welchen Beitrag Automobilunternehmen jetzt und in Zukunft zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens leisten.

    Bislang werden klimabedingte Risiken in Kredit- und Bonitätsratings oft unterschätzt und als „nicht-­finanziell“ ausgeklammert. Hinzu kommt, dass Unternehmensberichte wie auch Ratings sich auf aktuelle Geschäftsjahre konzentrieren und diese allenfalls mit früheren vergleichen. Nur mit einer integrierten Betrachtung von Finanz- und Nachhaltigkeitsfaktoren können Agenturen den Kapitalmärkten ein realistisches Bild über potenzielle Investitionsrisiken geben. Dazu gehören auch Angaben dazu, wie Unternehmen sich in Zukunft am Pariser Klimaabkommen ausrichten werden.

  5. Für kleine und mittlere Unternehmen aus dem Automobilsektor wird ein vereinfachtes Bewertungsverfahren entwickelt, damit auch sie für Klimaschutzkapital attraktiv werden.

    Momentan decken Unternehmensbewertungen in erster Linie große Unternehmen ab. Kleine und mittlere Automobilunternehmen verfügen im Vergleich zu großen Unternehmen oft nicht über die Prozesse und Strukturen, die für positive Bewertungen notwendig sind. Sie haben auch weniger Kapazitäten, um auf umfangreiche und oft unterschiedliche Informations- und Berichtsanforderungen einzugehen. Im Rahmen der Transformation werden jedoch auch sie viel in klimawirksame Innovationen und neue Geschäftsmodelle investieren müssen. Deshalb braucht es für kleine und mittlere Unternehmen im Automobilsektor vereinfachte Bewertungsverfahren.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Fanny Tausendteufel, Johanna Wietschel (Agora Verkehrswende)
Publikationsnummer
87-2022-DE
Versionsnummer
2.0
Veröffentlichungsdatum

22. November 2022

Seitenzahl
30
Zitiervorschlag
Agora Verkehrswende (2022): Kapital für den Wandel der Automobilindustrie. Wie Investoren und Banken eine Führungsrolle beim Erreichen der Pariser Klimaziele im Automobilsektor übernehmen können.
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Nachhaltig investieren in die Automobilbranche.

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