Zum Hauptinhalt gehen

Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch

Format
Diskussionspapier
Date
5. Oktober 2017

Strategien für die nachhaltige Rohstoffversorgung der Elektromobilität

Synthesepapier zum Rohstoffbedarf für Batterien und Brennstoffzellen

Einleitung

Unsere grundlegende Erkenntnis lautet: Die Verkehrswende ruht auf zwei Säulen – auf der Mobilitätswende und auf der Energiewende im Verkehr. 

Die Mobilitätswende ist zwingend erforderlich, um den Energiebedarf des Verkehrs signifikant zu senken – ohne dabei die Mobilität einzuschränken. Nur wenn es gelingt, den Energiebedarf des Verkehrs bis Mitte des Jahrhunderts zu halbieren, wird es die Energiewende im Verkehr ermöglichen, den verbleibenden Energiebedarf nicht mehr über fossile Energieträger, sondern über Erneuerbare zu decken und den Verkehrssektor damit weitestgehend klimaneutral zu gestalten.

Die Elektromobilität ist der Schlüssel für die Energiewende im Verkehr, denn elektrisch betriebene Fahrzeuge sind höchst effizient und können mit zusätzlichem Strom aus Sonne und Wind perspektivisch nahezu klimaneutral betrieben werden. So können wir über die Verbreitung der Elektromobilität fossile Kraftstoffe ersetzen. Auf diese Weise lässt sich nicht nur effektiver Klimaschutz im Verkehrssektor realisieren, es sinkt auch unsere Abhängigkeit von Erdölimporten.

Doch heißt das, dass uns der Klimaschutz automatisch unabhängig macht von Rohstoffimporten? – Das zu glauben wäre eine Illusion. Denn für die Elektromobilität werden eine Reihe von metallischen Rohstoffen und Seltenen Erden benötigt, deren Vorkommen endlich und nichterneuerbar sind. Zudem sind die Vorkommen zum Teil auf wenige Länder beschränkt.

Die rohstoffpolitischen Herausforderungen vieler Zukunftstechnologien, wie auch die der Elektromobilität, hat der ehemalige Chinesischen Staatspräsident Deng Xiaopeng auf den Punkt gebracht. Der sagte vor 25 Jahren: „Der Nahe Osten hat das Öl, wir haben die Seltenen Erden.“ Es scheint, als wäre ihm die strategische Bedeutung Seltener Erden und Metalle für die Mobilität von Morgen schon sehr früh bewusst gewesen.

Die Schlüsselrolle ausgewählter Rohstoffe für die Elektromobilität in Verbindung mit der Schlüsselrolle der Elektromobilität für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors zeigt eindrücklich die strategische Bedeutung dieser Rohstoffe. Damit stellt sich die Frage, ob die verfügbaren Rohstoffmengen ausreichen, um eine rasche Marktentwicklung der Elektromobilität zu ermöglichen. Oder kann eine eingeschränkte Verfügbarkeit der entsprechenden Rohstoffe sogar zu einem „Showstopper“ für die Elektromobilität werden? – Das ist eine der zentralen Fragestellungen, zu deren Beantwortung wir das Öko-Institut im Rahmen des vorliegenden Gutachtens beauftragt haben.

Zu einer nachhaltigen Rohstoffversorgung zählen auch angemessene Umwelt- und Sozialbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Produkte – von deren Wiege bis zur Bahre. Auch diesen Aspekt haben wir für die wichtigsten Rohstoffe im Rahmen des Vorhabens untersuchen lassen.

Basierend auf den Ergebnissen dieser Analysen haben wir strategische Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen Rohstoffversorgung der Elektromobilität entwickelt. Damit laden wir Sie ein zur gemeinsamen Diskussion. Anregungen, Kommentare und Kritik sind willkommen! Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, die Versorgung der Elektromobilität mit nachhaltig gewonnenen Rohstoffen zu sichern, um damit zur klimaneutralen Mobilität von Morgen beizutragen!

Kernergebnisse

  1. Die Rohstoffe Lithium, Kobalt, Nickel, Grafit und Platin sind für ein schnelles weltweites Wachstum der Elektromobilität ausreichend vorhanden.

    Die weltweiten Vorkommen übersteigen den prognostizierten Bedarf jeweils deutlich. Dies ist selbst dann der Fall, wenn der Rohstoffbedarf gleichzeitig durch Nachfrage für andere Anwendungsbereiche weiter ansteigt.

  2. Temporäre Verknappungen oder Preissteigerungen für einzelne Rohstoffe – insbesondere für Lithium und Kobalt – sind nicht auszuschließen.

    Das ist vor allen Dingen darauf zurückzuführen, dass nicht garantiert werden kann, dass alle neu zu erschließenden Förderstätten rechtzeitig fertig gestellt werden oder dass der Export aus den Förderländern zu jeder Zeit in ausreichenden Mengen garantiert werden kann.

  3. Die Förderung von Rohstoffen für die Elektromobilität ist mit Umwelt- und Sozialproblemen verbunden – wie die Förderung vieler anderer Rohstoffe für andere Verwendungszwecke auch.

    Zu nennen sind insbesondere ein oft sehr hoher Energiebedarf, das Entstehen saurer Grubenwässer, Wasserkonflikte zwischen Bergbauunternehmen und indigenen Völkern sowie nicht vertretbare Arbeitsbedingungen in Minen. Besonders problematisch ist zurzeit die Kobaltförderung im Kleinbergbau in der Demokratischen Republik Kongo einzuschätzen, wo der Großteil der bekannten Kobalt-Vorkommen zu finden ist.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Öko-Institut e. V.: Dr. Matthias Buchert, Stefanie Degreif, Peter Dolega
Publikationsnummer
04-2017-DE
Versionsnummer
1.0
Veröffentlichungsdatum

5. Oktober 2017

Seitenzahl
80
Zitiervorschlag
Öko-Institut (2017): Strategien für die nachhaltige Rohstoffversorgung der Elektromobilität. Synthesepapier zum Rohstoffbedarf für Batterien und Brennstoffzellen.
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Strategien für die nachhaltige Rohstoffversorgung der Elektromobilität.

Downloads

Grafiken aus dieser Publikation

Projektleitung